Einspeisevergütung auf dem Prüfstand – Sind Inselanlagen die Lösung?
Einspeisevergütung auf dem Prüfstand – Sind Inselanlagen die Lösung?

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Die Einspeisevergütung hat maßgeblich dazu beigetragen, dass sich Photovoltaikanlagen in Deutschland durchgesetzt haben. Sie bot Betreibern über viele Jahre hinweg Planungssicherheit und finanzielle Anreize. Wer eine Solaranlage installierte, konnte sicher sein, dass der eingespeiste Strom über einen festgelegten Zeitraum zu einem garantierten Preis vergütet wird. Diese Sicherheit führte zu einem massiven Ausbau der Solarenergie, da Investitionen schneller amortisiert werden konnten.
Doch inzwischen sinken die Vergütungssätze kontinuierlich. Seit Mai 2025 gibt es zudem eine neue Diskussion: Soll für eingespeisten Solarstrom künftig ein zusätzliches Netzentgelt erhoben werden? Ziel dieser Überlegung ist, Prosumer – also Menschen, die sowohl Strom produzieren als auch verbrauchen – stärker an den Kosten für Netzausbau und Netzstabilität zu beteiligen. Derzeit zahlen PV-Anlagenbesitzer nämlich nur dann Netzentgelte, wenn sie keinen eigenen Solarstrom erzeugen und Strom aus dem öffentlichen Netz beziehen. Dadurch verteilt sich die Kostenlast auf immer weniger Nutzer.
Diese Entwicklung wirft Fragen auf: Bleibt die klassische, netzgekoppelte Solaranlage attraktiv? Oder könnten sogenannte Inselanlagen, also Photovoltaikanlagen ohne Netzanschluss, oder Nulleinspeiseanlagen künftig eine Alternative sein?
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1. Was sind Inselanlagen?
Inselanlagen – auch Off-Grid-Systeme genannt – sind Photovoltaikanlagen, die nicht mit dem öffentlichen Stromnetz verbunden sind. Sie produzieren Strom ausschließlich für den Eigenverbrauch und nutzen Batteriespeicher, um Energieüberschüsse zwischenzulagern. Überschüsse, die nicht gespeichert oder direkt verbraucht werden, gehen verloren.
Typische Einsatzgebiete sind Ferienhäuser, Berghütten, Boote, Wohnmobile oder Anwendungen im öffentlichen Raum wie Parkscheinautomaten, Weidezäune oder Maut-Kontrollbrücken. Also Orte, wo keine Stromleitungen vorhanden sind oder die Anbindung an das Stromnetz zu teuer wäre. In Ländern mit unzuverlässiger Stromversorgung sind sie ebenfalls verbreitet.

Wichtig ist der Unterschied zu Inselanlagen mit Netzunterstützung und Nulleinspeiseanlagen:
- Reine Inselanlagen sind komplett netzunabhängig und benötigen große Speicher- und Reservekapazitäten, um auch in sonnenarmen Zeiten zuverlässig Strom bereitzustellen.
- Inselanlagen mit Netzunterstützung werden auch autark betrieben, haben aber die Möglichkeit, bei Engpässen Strom aus dem Netz zu beziehen. Sie gelten als Off-Grid, besitzen einen separaten „AC-IN“ Anschluss für das öffentliche Netz und sind technisch nicht einspeisefähig. Sie werden daher oft – wie reine Inselanlagen – als genehmigungsfrei eingestuft. Durch die Netzunterstützung lassen sich PV-Flächen und Speicher kleiner dimensionieren, da das Netz im Notfall als Reserve dient.
- Nulleinspeiseanlagen sind mit dem öffentlichen Netz verbunden und zählen zu den On-Grid-Anlagen. Sie speisen keinen Strom ein, können aber bei Bedarf Netzstrom beziehen. Da sie technisch einspeisefähig wären, unterliegen sie den gleichen Anmelde- und Genehmigungspflichten wie klassische Einspeiseanlagen.
2. Technische Komponenten einer Inselanlage
Damit eine Inselanlage zuverlässig funktioniert, sind mehrere Komponenten erforderlich:
- Laderegler: Er steuert den Energiefluss zwischen Solarmodulen, Speicher und Verbrauchern. Er verhindert Überladung oder Tiefentladung der Batterien.
- Wechselrichter: Er wandelt den erzeugten Gleichstrom in netzkompatiblen Wechselstrom um. Da keine Synchronisation mit dem öffentlichen Netz erfolgt, muss er die Spannung und Frequenz selbstständig regeln. Eine modifizierte Sinuswelle ist wichtig, um empfindliche Geräte wie Fernseher oder Computer nicht zu beschädigen.
- Speicher: Ohne Batteriespeicher wäre der Betrieb kaum möglich, da keine Netzeinspeisung erfolgt. Speicher stellen Energie auch nachts oder bei schlechtem Wetter bereit.
Diese Komponenten müssen genau aufeinander abgestimmt und ausreichend dimensioniert sein. Eine sorgfältige Planung der Verkabelung und der Phasenverteilung ist unerlässlich, um Überlastungen und den Ausfall von Geräten mit hohen Anlaufströmen zu verhindern.

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3. Vorteile von Inselanlagen
Ein Vorteil von Inselanlagen: Sie müssen nicht im Marktstammdatenregister eingetragen oder beim Netzbetreiber angemeldet werden. Auch die Begrenzung der installierten kW-Leistung entfällt. Damit umgeht man viele bürokratische Hürden.
Allerdings gilt: Auch Inselanlagen müssen nach den geltenden elektrotechnischen Sicherheitsstandards errichtet werden. Gerade bei Batteriespeichern sind Brand- und Umweltaspekte nicht zu unterschätzen.
Die wichtigsten Vorteile:
- Autarkie: Unabhängigkeit vom Netz und Schutz vor Stromausfällen.
- Flexibilität: Sinnvoll für Orte ohne Netzanschluss, wie Ferienhäuser oder Boote.
- Keine Bürokratie: Keine Meldung bei Behörden notwendig.
- Notstromfunktion: Auch bei Netzausfall bleibt die Versorgung bestehen.
4. Nachteile und Herausforderungen
Die Nachteile überwiegen jedoch in fast allen Szenarien, die über kleine Nischen hinausgehen:
Zum einen entfällt die Einspeisevergütung, sodass überschüssiger Strom einfach verloren geht. Zudem sind hohe Kosten ein Problem, da Speicher und PV-Flächen überdimensioniert werden müssen, um auch in den Wintermonaten und bei schlechtem Wetter ausreichend Energie zu liefern. In der Praxis stoßen viele Einfamilienhäuser jedoch schnell an Grenzen, da die verfügbare Dachfläche für zusätzliche Solarmodule begrenzt ist. Hinzu kommen technische Einschränkungen: Geräte mit hohen Anlaufströmen können in vielen Fällen gar nicht betrieben werden, da die meisten Wechselrichter und Batteriespeicher nicht für so hohe Entladeleistungen ausgelegt sind. Auch die gleichzeitige Nutzung mehrerer Verbraucher kann problematisch sein und macht eine sorgfältige Planung von Verkabelung und Phasenverteilung notwendig, um Überlastungen zu vermeiden.

Auch die ökologische Bilanz ist oft negativ: Herstellung und Entsorgung von Speichern sind ressourcenintensiv, und kleine Insellösungen gleichen diesen Aufwand oft nicht aus. Darüber hinaus profitieren Inselanlagen nicht von steuerlichen Vorteilen – sie unterliegen der 19 % Umsatzsteuer, während netzgekoppelte Anlagen von der 0 %-Regel profitieren. Fördermittel gibt es ebenfalls nicht.
Sollte der Strom aus irgendeinem Grund doch nicht ausreichen, wäre zudem ein Stromgenerator als Backup notwendig – teuer, laut und ökologisch fragwürdig. Schließlich können Inselanlagen sogar zum Bremsklotz für die Energiewende werden, da weniger Solarstrom ins öffentliche Netz eingespeist wird und der überregionale Ausbau erneuerbarer Energien gebremst werden könnte.
5. Wirtschaftliche Überlegungen im Kontext der Einspeisevergütung und Netzentgelt
Die Einspeisevergütung hat Photovoltaik in Deutschland einst wirtschaftlich gemacht. Mit den sinkenden Vergütungssätzen und den neuen Diskussionen um ein mögliches Netzentgelt verändert sich die Kalkulation. Dabei werden drei Varianten vorgeschlagen:
- Einspeiseentgelt – Es fällt eine Gebühr pro Kilowattstunde Strom an, der von der PV-Anlage ins Netz eingespeist wird. Je mehr Strom eingespeist wird, desto höher die Kosten.
- Grundnetzentgelt – Eine feste Jahresgebühr pro Zähler oder Anschluss, unabhängig davon, wie viel Strom verbraucht oder eingespeist wird.
- Kapazitätspreis – Die Gebühr richtet sich nach der Leistung der PV-Anlage: Größere Anlagen verursachen höhere Kosten, kleinere geringere.
Könnten Inselanlagen hier eine Lösung sein? Eher nicht. Zwar umgehen sie Netzentgelte, weil kein Strom eingespeist wird. Doch die hohen Investitionskosten, die technische Komplexität und die fehlende Vergütung machen sie in den meisten Fällen unattraktiv. Inselanlagen mit Netzunterstützung bieten zwar mehr Sicherheit und müssen weniger stark überdimensioniert werden, sind aber nach wie vor teurer als klassische Einspeiseanlagen.
Spannender sind Nulleinspeiseanlagen: Nach der Unterzeichnung eines Vergütungsverzichts beim Netzbetreiber entfällt ein Teil der Bürokratie, etwa bei steuerlichen Pflichten. Gleichzeitig wird der Eigenverbrauch maximiert – und bei Bedarf bleibt die Verbindung zum Netz bestehen. Mit Speicher und intelligenter Steuerung lassen sich Kosten und Netzabhängigkeit minimieren – ohne den Nachteil, dass überschüssiger Strom verloren geht. Auch die gezielte Optimierung des Eigenverbrauchs von Einspeiseanlagen kann sinnvoll sein, um mögliche zukünftige Netzentgelte auf eingespeisten Strom so gering wie möglich zu halten. Mehr zu den Vorteilen eines Stromspeichers erfahren Sie in unserem Blogbeitrag zu PV-Speichern.

Nichtsdestotrotz: Wenn viele Haushalte auf Inselanlagen und Nulleinspeiseanlagen umsteigen würden, hätte das negative Folgen für die Energiewende. Wertvoller Solarstrom würde nicht mehr ins Netz gelangen und könnte die fossile Stromproduktion nicht verdrängen.
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6. Fazit: Inselanlagen bleiben ein Nischenprodukt
Die Idee klingt verlockend: völlige Unabhängigkeit vom Netz, keine Bürokratie, kein Ärger mit Einspeisevergütung oder Netzentgelten. Doch in der Realität sind Inselanlagen teuer, ineffizient und lohnen sich nur in Ausnahmefällen – etwa in abgelegenen Hütten, Ferienhäusern ohne Netzanschluss oder für mobile Anwendungen.

Für den typischen Haushalt gilt: Aktuell ist eine klassische Einspeiseanlage die beste Lösung, da sie sowohl den Eigenverbrauch optimiert als auch überschüssigen Strom ins Netz einspeist und damit die Energiewende aktiv unterstützt. . Sollte künftig tatsächlich ein Netzentgelt für eingespeisten Solarstrom eingeführt werden, könnte eine Nulleinspeiseanlage für manche Haushalte eine attraktive Option sein, um die eigenen Kosten zu senken und Bürokratie bei der steuerlichen Behandlung zu vermeiden. Inselanlagen mit Netzunterstützung sind dagegen in der Regel teurer und lohnen sich wirtschaftlich kaum – sie sind eher für spezielle Anwendungsfälle interessant, in denen maximale Unabhängigkeit (z. B. Krisenvorsorge oder Versorgungssicherheit bei Netzausfällen) im Vordergrund steht, nicht die Kostenersparnis. Allerdings birgt dieser Ansatz die Gefahr, dass bei einer breiten Umstellung auf Nulleinspeiseanlagen weniger Solarstrom ins Netz gelangt und dadurch der notwendige Ausbau erneuerbarer Energien gebremst wird.




